Aktuell

Reisetagebuch über den Besuch der Vereinsleitung in den Santaldörfern

Von: Ulrich Oser
10.04.2019 News

Auf dem RSV-Schulcampus

Donnerstag 07.02.2019_
Wir starten unsere Reise zum Besuch der Santaldörfer. Wir, das sind: Stefan Kastner, Manfred Watzke, Hedwig und Ulrich Oser. Wir treffen uns vormittags im Flughafen Frankfurt, fliegen nach Delhi, von dort nach Umsteigen und Wartezeit weiter nach Kolkata, wo wir am Freitagmorgen landen.

Freitag 08.02.2019
Am Flughafen Kolkata erwarten uns schon Marianne und Debu Pal Chowdhury. Gemeinsam geht es dann per Auto nach  Santiniketan, wo wir gegen Mittag nach insgesamt fast 24 Stunden Reisezeit ankommen. Das Park Guest House ist unser seit langem erprobter Standort für die Besuche in den Santaldörfern.

             

Mittags geht es gleich los mit indischem Lifestyle und Arbeitsprogramm. Zunächst sind wir zum Lunch eingeladen, bei Kumkum und Ranjit Bhattacharya, Freunden aus Santiniketan, die seit vielen Jahren die Dorfarbeit fördern.Es ist für uns ein schönes Willkommen bei indischem Essen und erstem Austausch von Neuigkeiten.

Am späten Nachmittag sind wir im Park Guest House mit Martin Kämpchen verabredet. Wir sprechen aktuelle Situationen und Probleme an, die wir besonders im Blick haben werden. Abends treffen wir die "Senior Leaders": herzliche Begrüßung und gegenseitige Wiedersehensfreude! Unser Besuchsprogramm der nächsten Tage wird vorgestellt, diskutiert und endgültig festgelegt.

Samstag 09.02.2019
Am Samstag gilt unser erster Besuch der Schule bzw. dem RSV-Campus in Ghosaldanga, wo wir von Sanyasi Lohar, dem Leiter der RSV-Grundschule, und seinem Team herzlich begrüßt werden.

             

Schulgebäude und Campus kommen uns gleich vertraut vor. Die letzten umfangreicheren Baumaßnahmen, eine neu gebaute Küche mit Essraum sowie eine Bühne, haben wir bereits vor zwei Jahren kennen gelernt. Die Spiel- und Sportgeräte auf dem Schulcampus sind erneuert worden und eine begehrte Attraktion für die Kinder.

               

Als wir vor der Bühne des RSV-Campus eintreffen, sehen wir die Schulkinder auf der Bühne zu Rhythmen tanzen, die von zwei Lehrern auf Trommeln geschlagen werden. Das Tanzen und Singen macht den Kindern offensichtlich großen Spaß. Gemeinschaftlich beherrschen sie durchaus kompliziertere Tanzformationen. Die gute Laune der Kinder und ihre Freude an den Bewegungen springen auf uns Zuschauende über.

Was  wir hier sehen und erleben, ist Teil und Ausdruck eines neuen Konzepts für die RSV-Grundschule. Samstags gibt es keinen klassischen Unterricht mehr, seit September 2018 ist jeder Samstag ein "Cultural Day". An diesen Tagen stehen musische  und handwerkliche Bildung im Vordergrund, vor allem auch das Kennenlernen und Vertiefen der Santal-Traditionen in Kunst, Musik und Tanz.

Das Programm dazu ist reichhaltig und vielseitig: Einüben von Tänzen und Liedern, Vortragen von Gedichten, Erzählen von Geschichten, Spielen von Instrumenten, Schauspiel (Sketch, Drama), Malen und Zeichnen, Modellieren mit Ton, aber auch Gartenarbeit.

Im anschließenden Gespräch stellen Sanyasi und die Lehrer ihre Gedanken zur Weiterentwicklung des pädagogischen Konzeptes vor. Neben dem neuen "Cultural Day" gehen ihre Überlegungen in Richtung einer Ganztagsschule. Statt wie bisher von 6.00 bis 12.00 Uhr soll das Schulangebot dann bis nachmittags 16:00 Uhr offen sein. Die Nachmittage sollen neben besonderer Betreuung bei den Hausaufgaben vor allem auch kulturellen, handwerklichen und sportlichen Aktivitäten dienen.

Ein so erweitertes Angebot käme den Bedürfnissen der Schulkinder und deren Eltern entgegen. Es wäre außerdem eine Möglichkeit, sich noch mehr auf die Besonderheiten der Santalkultur zu konzentrieren und zu profilieren. Solche Pläne erfordern allerdings mehr Lehr- und Betreuungspersonal. Nach Kalkulation der Kosten soll darüber im Finanzkomitee von GBAT entschieden werden.

Am Samstag Nachmittag nach einem Mittagessen in der Schule machen wir uns auf zu einem Rundgang durch den Bio-Orchard neben dem RSV-Campus, begleitet von Monotosh Das und Sona Murmu. Der gepflegte Garten zeigt sich in üppiger Vegetation. Bananen, Papayas, Zwiebeln oder auch Kartoffeln, das alles scheint gut zu gedeihen. Die Investitionen in den letzten Jahren, mit Unterstützung des Bose-Instituts, in Fisch-, Bienen- und Entenzucht werden nutzbringend weitergeführt.

Der Bio-Orchard dient in erster Linie dem Eigenbedarf zur Versorgung der RSV-Schulkinder und der Hostel-Jugendlichen. Wir sehen im Lagerraum gut gefüllte Säcke mit Reis, Kartoffeln, Zwiebeln usw.

Das Angebot im kleinen Verkaufsladen am Eingang zum Campus ist sehr spärlich. Das sah vor drei Jahren noch anders aus, als der Verkaufsladen mit großer Feier unter Teilnahme des deutschen Generalkonsuls eingeweiht wurde. Mit Hilfe des Bose-Instituts wurden geerntete Früchte zu Marmeladen, Chutneys usw. weiterverarbeitet (Food-Processing) und zum Verkauf angeboten.

Sona und Monotosh erklären die Situation: Seit das Bose-Institut das Teilprojekt zur Verbesserung des Food-Processing im letzten Jahr abgeschlossen und seinen Mitarbeiter zurück gezogen hat, fehlt nun eine Arbeitskraft, die Früchte des Gartens weiter zu verarbeiten und effizient zu vermarkten. Monotosh, seitdem "Einzelkämpfer" für Bio-Orchard und Verkaufsladen, braucht wieder eine ständige Arbeitskraft an seiner Seite.

Sonntag 10.02.2019
Am Sonntag besuchen wir morgens das "Vocational Training Centre" (VTC) und treffen dort Boro Baski und das Bishnubati-Team. Das VTC befindet sich in einem großzügig angelegten Garten. Die Räume im Erdgeschoss des Hauptgebäudes werden primär für die Abendschule genutzt. Im ersten Stock ist das Santal-Museum untergebracht.

Campus und Räume für die Abendschule wurden renoviert und weiter ausgebaut. Im Abstand zum Hauptgebäude am Rande des Campus wurde ein neuer Klassenraum mit Veranda errichtet. Die Renovierung und der Ausbau der Abendschule in Bishnubati interessieren uns besonders, weil hierzu die Pfarrgemeinde St. Bonifatius in Frankfurt-Sachsenhausen mit einer großzügigen Spende beigetragen hat.

Auf der Veranda des neu gebauten Klassenraums der Abendschule besprechen wir mit dem Bishnubati-Team die Situation und weitergehende Pläne: Mit der Konzentration der Abendschulklassen auf dem VTC-Campus und dem erreichten Ausbauzustand ist das Bishnubati-Team sehr zufrieden. Der Campus mit Skulpturengarten, Museum und Abendschule hat sich zu einem kulturellem Zentrum entwickelt.

              

Im neuen Klassenraum der Abendschule sind zur Zeit verschiedene Banam-Instrumente ausgestellt. Sie entstanden in einem Workshop. (siehe News vom 28.12.2018). Boro erzählt uns Geschichten, die sich mit den einzelnen Banam-Instrumenten und ihren künstlerischen Herstellern verbinden. Bimol Baski erfreut uns mit einem Musikstück auf diesem Santal-Instrument.

  

Mittags spazieren wir vom VTC-Campus ins Dorf Bishnubati. Wir beobachten, dass sich das Dorfbild verändert: Bauarbeiten sind im Gange, um die Hauptwege zu betonieren, ältere Lehmhäuser wurden abgerissen und an ihrer Stelle Neubauten aus Ziegelsteinen errichtet.

Im Hof von Ramjit und Bhabini Mardi sind wir zum Mittagessen eingeladen. Für uns Besucher sind Tische und Stühle besorgt worden. Wir essen gemeinsam mit den Teammitgliedern, umsorgt und bedient von den Frauen und jüngeren Mitgliedern des Teams. Die Frauen essen erst nach den Gästen, gemäß Sitte in Indien.

Nach dem Mittagessen werden wir in Ramjits Hof mit dem Headman (Häuptling) und dem Priest (Priester) des Dorfes bekannt gemacht. Dies zeigt uns, dass die Dorfarbeit unserer Partnerorganisation auch im Einvernehmen mit der traditionellen Dorforganisation geschieht.

Anschließend haben wir ein Gespräch mit Boro Baski in dessen Elternhaus in Bishnubati, an dem auch seine Frau Asha teilnimmt. Es geht um das Projekt "Teachers Training" zur Weiterbildung und Weiterqualifizierung der Lehrer von RSV und der Abendschulen. Das Kindermissionswerk in Aachen hat eine Förderung in Aussicht gestellt. Boro ist dabei, einen Antrag zu formulieren.

Wir besprechen die Bedingungen, unter denen Boro bereit ist, für dieses Projekt über mehrere Jahre die Leitung zu übernehmen. Sanyasi als Leiter der RSV-Schule und die Lehrer sollen in die Projektorganisation eingebunden werden. Es ist geplant, den Antrag auf Förderung des Projektes dem Kindermissionswerk bis Mitte des Jahres vorzulegen.

Spät am Sonntag Nachmittag ist Ortswechsel von Bishnubati nach "Prantik" in Ghosaldanga. Prantik ist ein Refugium unseres Partnervereins in Ghosaldanga. Auf dem Gelände gibt es eine Krankenstation, ein Vereins- und Gästehaus, z.B. für Volunteers, und auch einen Festplatz. Hier sind wir zu einem Gespräch mit den "Junior Leaders" verabredet, einer Gruppe, die für die Zukunft der Dorfarbeit besonders wichtig ist.

Das Gespräch mit uns führen Ramjit Mardi, als Sprecher der Gruppe, und weitere neun junge Männer, leider keine Frau, wie wir - aber auch die Junior Leaders - feststellen. Ob sich das in nächster Zeit ändert?

                   

Neben ihren zugeteilten Aufgaben kümmern sich die Junior Leaders als Gruppe gemeinschaftlich um die Organisation von Festveranstaltungen, wie demnächst Baha Parabh, das Frühlingsfest am 18.03., Sportaktivitäten, Sing- und Tanz-Events, Mitarbeit in den Abendschulen. Darüber hinaus sind die Juniors  Ansprechpartner für die Volunteers in der Dorfarbeit. Wöchentlich trifft sich die Gruppe bei Martin Kämpchen, um aktuelle Themen zu bearbeiten, zuletzt ging es z.B. darum "how to speak to audiences".

Das Treffen mit den Junior Leaders beeindruckt uns und zeigt eine sehr positive  Entwicklung, und das Engagement der jungen Leute sieht für die zukünftige Übernahme von Verantwortung hoffnungsvoll aus. Ein eigenes Budget soll zu selbstbestimmten Aktivitäten anregen.

Reisen der Juniors haben zu guten Kontakten mit weiter entfernten Santal-Dörfern geführt. Für 2019/20 ist ein Austauschprogramm mit Santaldörfern in Bangladesh geplant. Eine gute Vernetzung erleichtert solche Austauschaktivitäten. Spontan spenden wir die nötige Unterstützung zur Anschaffung von Drucker und Router für ihren Computer.

Montag 11.02.2019
Der Montagmorgen gibt uns Gelegenheit zu einem Besuch des Universitätscampus in Santiniketan. Wir besuchen die Ausstellung eines bekannten südindischen Künstlers, der eine Professur an der Universität Santiniketan inne hatte. Sanyasi Lohar, früher bei ihm Kunststudent, hat auf diese Ausstellung aufmerksam gemacht.

Am frühen Nachmittag findet in RSV ein Meeting statt, an dem alle beschäftigten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der GBAT-Organisationen (GASS, BAMS und RSV) teilnehmen. Nach einer gegenseitigen Vorstellungsrunde werden Anfragen und Wünsche geäußert. Marianne gibt einen Überblick über unsere bisherigen Eindrücke sowie die Pläne und Unterstützungsmöglichkeiten nach unserem Besuch.

Ein wichtiger Punkt unserer Versammlung ist der persönliche Brief unseres Vereinsmitglieds Prof. Franz Dietrich aus Paris. Boro übersetzt den in englisch verfassten Brief bzw. liest ihn in bengalisch vor. Es geht um eine sehr großzügige Spende, die eine soziale Absicherung hinsichtlich Gesundheit, Unfallrisiken und Altersvorsorge für die Angestellten ermöglicht.

             

Martin Kämpchen ergänzt und geht auf die Motivation des Spenders ein. Snehadri Chakraborty erläutert, welche praktischen Konsequenzen sich für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ergeben.

Am späten Nachmittag sind wir eingeladen, auf einem neu hergerichteten Spielfeld in Ghosaldanga dem Fußballtraining einer Mädchenmannschaft zuzuschauen. Wir sind überrascht und fasziniert von der Professionalität des Trainings und vom Engagement und Selbstbewusstsein der Mädchen.

             

Spielfeld, Sportausrüstung und Trainingsprogramm wurden ermöglicht durch die "Stiftung Kick for Help" zur Förderung von Sportprojekten für benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die vom Europapolitiker Norbert Neuser aus Boppard gegründet wurde. Das Sportprojekt wurde im Januar mit Hilfe von Tim Weinert, Sprecher der Freiwilligen, organisiert und eröffnet. Anil Hembrom und Gobinda Baski (von den Junior Leaders) sind vor Ort verantwortlich für dieses Fußball-Sport-Projekt.

Dienstag 12.02.2019
Am frühen Vormittag besuchen wir im "St. Mary’s Mother and Child Care Centre" in Bolpur die Kinderärztin Dr.med. Monika Golembiewski. Vor acht Jahren hat Monika diese Klinik als Zentrum für die Gesundheitsversorgung und -vorsorge aufgebaut, das sich besonders um die Kinder und Mütter aus den Stammesdörfern kümmert.

Neben Monika und Satyanarayan Roy, ihrem medizinischen Helfer, treffen wir noch ein Ärzte-Ehepaar und eine Krankenschwester aus Deutschland an, die für einige Wochen in der Klinik aushelfen.

Monika führt uns durch die Klinik, an den Kranken-Betten erzählt sie von vielen Schicksalen, gelungenen Hilfen und Heilungen, wozu fast immer eine jeweilige Familiengeschichte gehört. Danach setzen wir uns zu einem Gespräch zusammen, um Neuigkeiten, aber auch Grundlegendes zu ihren Arbeitsschwerpunkten auszutauschen.

 

Vormittags werden in der Klinik Sprechstunden angeboten. Patienten werden vorwiegend ambulant versorgt. Schwer kranke Kinder und geschwächte Mütter können stationär behandelt werden. Äußerst schwierige Fälle werden zu einer Klinik in Kolkata weitergegeben.

Nachmittags geht es oft für Monikas Team in die Dörfer, um Programme zur Gesundheitsprävention aufzubauen und weiter zu entwickeln. Es geht z.B. darum, Anämien aufgrund von Mangelernährung zu überwinden, über Vorsorge und Verhütung aufzuklären, gesündere Ernährung zu initiieren, d.h. nicht nur Reis, sondern auch Linsen, Mehl, Öl, Milch, Mais, Gemüse anzubauen und in den Speiseplan aufzunehmen. Im letzten Jahr wurden ca. 20 neue Dörfer in das Präventionsprogramm mit einbezogen.

Um Ernährungsumstellungen nachhaltig zu etablieren, organisiert Monika "Workshops" für die Mütter. Zur besseren Verständlichkeit setzt sie bildhaftes Anschauungsmaterial ein, das sie und ihre Mitarbeiter selbst entwickelt haben.

Die Klinik und Monikas Arbeit werden auch von der Pfarrgemeinde St. Josef  in Obertshausen unterstützt, die sich über Rückmeldungen von unserer Reise freuen.

Am Nachmittag sind wir mit Pintu Ghosh verabredet. Pintu arbeitet seit vielen Jahren aktiv in der Dorfarbeit mit, zunächst als Lehrer in Bishnubati und in RSV. Seit ca. drei Jahren ist er auch im Auftrag des "Bose-Instituts" als Projektkoordinator eingesetzt. Von RSV aus betreut er die Maßnahmen des Instituts in 14 umliegenden Dörfern und auch in RSV.

                     

Pintu wohnt im Hindu-Viertel des Dorfes Bishnubati. Dort treffen wir ihn, und er stellt uns seine Familie und Haus und Hof vor. Dann erläutert er uns zunächst seine Aufgaben, aber auch die Ziele des Bose-Instituts. Das Institut aus Kolkata verfolgt in ausgesuchten Dörfern West-Bengalens Maßnahmen, die die Situation der landwirtschaftlich tätigen Familien in den Dörfern nachhaltig verbessern könnten.

Die Programme umfassen z.B.: Bau von Betontanks zur Gewinnung von Regenwasser, Bau von „Vermicompost-Gruben“ zur Kompostierung, Bereitstellung von Ziegen, Enten und Schweinen als Start für ein Zuchtprogramm, Anlegen von Küchengärten, Bienenzucht, Pilzanbau und Fischereiprogramm, Verarbeiten der Früchte und Gewürze, auch zum Verkauf.

 

Nach der Theorie fahren wir zur Praxis: Wir besuchen Dörfer und Familien, die in die Projektarbeit einbezogen sind. Was wir vor Ort zu sehen und erläutert bekommen,  beeindruckt uns sehr: Besonders fallen uns die Tanks zur Gewinnung von Regenwasser auf und zahlreiche Anlagen der Vermi-Kompostierung zur Bodenverbesserung für den Gemüse- und Obstanbau, damit alternative Anbauflächen entstehen statt der bisherigen Monokultur des Reisanbaus.

             

Pintu ist sehr engagiert als Projektkoordinator, begleitet das Geschehen an den einzelnen Standorten, führt genau Buch über die jeweils eingesetzten Ressourcen, die Einhaltung derTermine und die erzielten Ergebnisse.

Am frühen Abend wieder zurück im Park Guest House, lernen wir Pankaj Mukherjhee kennen, einen neuen Mitarbeiter von GBAT. Snehadri Chakraborty stellt ihn uns vor.

Pankaj Mukherjhee, der in Bolpur wohnt, arbeitet seit etwa einem Jahr für GBAT. Er hat die Aufgabe übernommen, für Schul- und College-Abgängerinnen und - Abgänger gute und geeignete Übergange in die berufliche Ausbildung und dann in die Arbeitswelt zu ermöglichen und zu begleiten, auch jenseits von weiterführenden Kursen oder Fortbildungsprogrammen, die es bisher schon gegeben hat.

Pankaj Mukherjhee hat Kontakte zu Institutionen und Firmen aufgebaut, um entsprechend geeignete Ausbildungsstellen finden und vermitteln zu können. Jugendliche werden nach ihrem Schul- oder College-Abschluss beraten, damit sie je nach Interesse und Begabung eine für sie passende Berufsausbildung finden.

Für das Jahr 2018 hat er 13 Ausbildungsstellen an "Vocational Students" vermitteln können, für 2019 bisher weitere 8 Stellen. Ausbildungsstellen in diversen Berufsfeldern konnten vermittelt werden: Hotel Management und Service, Food und Beverage, Industrial Training Institutions, Gesundheits- und Krankenpflege, Geburtshilfe, Schneidern und Lederarbeiten (z.B. in Amarkutir). Im Hotelgewerbe werden Auszubildende oft bewusst außerhalb West-Bengalens eingesetzt, damit sie ihre Englischkenntnisse verbessern können. Finanzielle Kostenbeteiligung der Familien ist vorgesehen.

Mittwoch 13.02.2019
Vormittags besucht uns Sharmishtha Dattagupta im Park Guest House, um über ihr Projekt "Permakultur" zu informieren. Sharmishtha Dattagupta war einige Jahre Professorin für Botanik an der Universität Göttingen, und so können wir uns sogar auf deutsch unterhalten. Sharmishtha hat ein größeres Grundstück unmittelbar neben dem Campus von RSV gekauft. Auf diesem Grundstück möchte sie Permakultur beispielhaft einführen.

Zu ihrem Konzept gehört, dass dies vor allem durch Zusammenarbeit von Lehrpersonal sowie Schülerinnen und Schülern von RSV geschieht. Ein erster Schritt war im letzten Jahr ein Seminar, in dem sie zusammen mit einem erfahrenen Spezialisten aus Israel in die Prinzipien der Permakultur einführte. Dabei wurde der Boden des Grundstücks bearbeitet und für die Permakultur vor- und aufbereitet.

             

Seitdem ist das Grundstück sich weitgehend selbst überlassen - wie es zur Grundlage der Permakultur sein muss. Es ist erstaunlich zu sehen, wie sich dort eine grüne Vegetation entwickelt, die sich deutlich von den trockenen Feldern in der Umgebung abhebt.

Wir sind gespannt, wie sich dieses Permakultur-Experiment praktisch entwickelt. Sharmishtha Dattagupta, die derzeit in Rishikesh lebt, will während des Jahres zeitweise vor Ort sein, um die weiteren Entwicklungsschritte zu moderieren. In den Zwischenzeiten ist Eigeninitiative gefragt - um die jeweiligen Pläne vor Ort zu realisieren.

Nachmittags haben wir ein Gespräch mit Sanyasi Lohar und Mitgliedern seines Vereins. Sanyasi hat -neben seiner Arbeit als RSV-Schulleiter- mit Freunden einen Verein gegründet, der in Dörfern der Umgebung Programme zur Selbsthilfe organisiert und betreut. Im Fokus stehen derzeit ein Ernährungsprogramm für Kleinkinder und deren Mütter sowie Abendschulen in zwei Dörfern. Sanyasis Verein wird, neben GBAT, auch von unserem Freundeskreis unterstützt.

Eigentlich war geplant, dass wir uns mit den Vertretern von Sanyasi Lohars Verein in Rindanga treffen, um einige praktische Ergebnisse der Vereinsarbeit vor Ort anschauen zu können. Wegen eines plötzlichen Todesfalls musste der Termin dort abgesagt werden. Wir treffen uns daher in Sanyasis Haus in Bishnubati.

             

Frauen und Männer aus den Dörfern Rindanga, Tanthbuni und Rajabhuro sind gekommen. Der Verein organisiert zwei Abendschulen. Dafür können Räumlichkeiten der "Government Schools" genutzt werden. In den drei Dörfern betreut der Verein ein Ernährungsprogramm zugunsten von mangelernährten Kleinkindern und deren Mütter. Dies geschieht in Absprache mit Monika Golembiewski, die den Gesundheitszustand von Kindern und Müttern in den Dörfern untersucht hat.

Die Toilettengebäude, die der Verein vor drei Jahren hat bauen lassen, funktionieren weiterhin gut. Einige Frauen kümmern sich um die Sauberhaltung.

Die zahlreiche Teilnahme der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner, das intensive  Gespräch, das spürbare Engagement und die herzliche Atmosphäre haben uns überzeugt, weiterhin über den Weg von Sanyasis Verein auch diese Stammesdörfer zu unterstützen.

Am Abend sind wir Gäste im Haus von Snehadri Chakraborty und seiner Familie. Snehadri ist Bauingenieur und in der Verwaltung der Universität Santiniketan angestellt. Für die Dorfarbeit und in der GBAT-Organisation ist er ehrenamtlich tätig. Er kümmert sich insbesondere um bauliche Investitionsmaßnahmen, darüber hinaus um Fragen der finanziellen Abwicklung.

Unser Vereinsschatzmeister Manfred Watzke konnte den Besuch bei Snehadri Chakraborty nutzen, um finanztechnische Fragen zu klären. Der Stand der sozialen Absicherung der GBAT-Angestellten ( Member life Insurance, Medical Insurance, Unfallversicherung ) wird erläutert und das weitere Vorgehen abgestimmt.

Als Investitionsmaßnahme schlägt Snehadri ein "Solar Light Programm" für RSV- und  VTC-Campus vor, damit die Abendschulen ihre Aufgaben auch nach Einbrechen der Dunkelheit unbehindert weiterführen könnten. Es wird vereinbart, dass Snehadri eine Planung und Kostenkalkulation erarbeiten und zusenden wird.

             

Nach diesen Arbeitsgesprächen genießen wir das liebevoll zusammengestellte Abendessen mit Snehadris Familie. Seine beiden Töchter erfreuen uns mit traditionellem Gesang, den sie gerade in der Schule gelernt hatten.

Donnerstag 14.02.2019
Nachrmittags sind wir in Santiniketan zu einem Meeting mit dem „Finance Committee“ verabredet. Das Treffen findet auf der Terrasse von Martin Kämpchens Gartenhaus statt. Es geht um ein Resümee unseres Besuchs und um Pläne für die nähere Zukunft der Dorfarbeit.

Folgende Schwerpunkte wurden herausgestellt und grundsätzlich einvernehmlich beurteilt:

  • Nach wie vor ist die weitere Qualifizierung der Lehrerschaft notwendig. Das Projekt „Teachers Training“ ist voranzutreiben und eine mögliche Finanzierungsbeteiligung des KMW zu sichern.
  • Auch der Plan, die RSV-Schule zu einer Tagesschule auszubauen, könnte realisiert werden, wenn der zusätzliche Aufwand ermittelt und ein nachhaltiges wirtschaftliches Konzept erarbeitet und abgestimmt worden ist.
  • Die Zusammenarbeit mit dem Bose-Institut funktioniert gut. Eine Veränderung der landwirtschaftlichen Infrastruktur ist erkennbar. Pintu Gosh ist ein sehr bewährter und verlässlicher Projektkoordinator.
  • Interessant wird es sein, und gespannt wird beobachtet, wie sich das Experiment um die Permakultur auf Sharmishtha Dattaguptas Grundstück neben RSV weiterentwickelt.
  • Monotosh Das soll eine volle Arbeitskraft zur Unterstützung erhalten. Längerfristig sollte der Verkauf von Produkten und das Produktprocessing wieder auf den Stand gebracht werden, wie er beim Projektabschluss vom Bose-Institut bestand.
  • Es soll eine gemeinsame Lösung gefunden werden, wie die Arbeit von Sanyasis Verein finanziell weiter unterstützt werden kann.

Nach der Sitzung mit dem Finanzkomitee ist ein „Farewell dinner“ auf Martins Terrasse organisiert, und wir können bei abendlich angenehmen Temperaturen und in freundschaftlicher Atmosphäre noch einige Themen vertiefen oder auch persönliche Anliegen und Beobachtungen austauschen.

Freitag 15.02.2019
Am letzten Tag unseres Besuchs in den Dörfern und in Santiniketan blicken wir auf viele Begegnungen, Gespräche, Beobachtungen, Impulse... zurück. Im Bahnhof Bolpur warten wir auf den Santiniketan-Express. Nach und nach kommen viele Freunde und Freundinnen aus den Dörfern, um uns zu verabschieden. Wir sind überrascht über so viel Anteilnahme.

              

              

Nachdem wir im Zug unsere Sitzplätze gefunden haben -wobei uns die Freunde beim Gepäckverstauen behilflich sind- kann unsere Fahrt nach Kolkata beginnen, wo wir nach drei Stunden ankommen.