Senior Leaders

... in Ghosaldanga und Bishnubati

Die heutigen Senior Leaders haben die Dorfentwicklung von Beginn an maßgeblich mitgeprägt und arbeiten in den diversen Führungsgremien der Dorforganisationen einflussreich mit. Darunter sind mit Sona Murmu und Boro Baski Dorfbewohner, die als erste ihrer Dörfer überhaupt eine Schulausbildung erfahren haben.

Nachfolgend werden einige einflussreiche Führungsmitglieder vorgestellt.

Boro Baski

Boro Baski, Leiter RSV-Schule

Boro Baski, von 2010 bis August 2015 Leiter der Santal-Schule Rolf-Schoembs-Vidyashram (RSV), hat einen bemerkenswerten Bildungsweg hinter sich. 1968 in Bishnubati geboren und aufgewachsen, wurde er im Alter von 10 Jahren zur schulischen Ausbildung auf ein christliches Internat in der Nähe von Kalkutta geschickt. Er verließ das Internat jedoch vorzeitig ohne Schulabschluss, als "Dropout", wie er später selbst schreibt. Wieder zu Hause in seinem Heimatdorf arbeitete er dann, wie er es von seinen Eltern kannte, als Landarbeiter auf den Feldern in und um Bishnubati, zeitweise auch als Tagelöhner auf Baustellen der näheren Umgebung.

Sein Leben nahm eine entscheidende Wende, als er Martin Kämpchen begegnete, der ihm riet und half, sein Studium wieder aufzunehmen. 1988 erreichte er den Schulabschluss, studierte anschließend an der Visva-Bharati University, Santiniketan, West-Bengalen. Dort erlangte er an akademischen Graden den "Bachelor of Social Work" (1993), den "Master of Social Work" (1995) und später noch den "Ph.D." (2011). Damit ist Boro Baski der erste Santal aus seinem Dorf Bishnubati, der Schule und Studium erfolgreich abschließen konnte.

Unmittelbar nach Neuaufnahme seiner Studien engagierte sich Boro Baski auch für die Dorfentwicklung der Santaldörfer. Das Vorbild Ghosaldanga vor Augen, begann er 1987 die Dorfarbeit in Bishnubati. Als erstes richtete er einen Kindergarten und eine Abendschule ein, in 1997 gründete er dann den Verein "Bishnubati Adibasi Marshal Sangha" (BAMS).

Während seines Studiums inspirierte ihn besonders die Pädagogik des bengalischen Dichters Rabindranath Tagore, die er intensiv studierte und in seiner Dorfarbeit anzuwenden suchte. Gemeinsam mit Gokul Hansda konzipierte und gründete er 1995 die private Grundschule Rolf-Schoembs-Vidyashram (RSV), war dort längere Zeit als Lehrer tätig und ist seit 2010 Leiter dieser Schule. Seit Gründung der Stiftung GBAT ist er dort Mitglied des "Board of Trustees".

Boro Baski interessiert und engagiert sich, die Santalkultur auch in einem weiteren Umfeld zu kommunizieren. Bereits in der Gründungsphase von RSV schickte man ihn zu Studien nach "Woodbrook College in Birmingham, UK". Er nahm an mehreren Programmen teil, in denen Santalgruppen durch Indien, nach Bangladesh, Deutschland, Österreich und England reisten, um die Santal-Kultur durch Vorträge, Lieder, Tänze und Theater vorzustellen. In Indien hat Boro Baski einige Bücher und Broschüren publiziert, für indische und internationale Zeitschriften Essays über Werte und Kultur der Santals und ihre Probleme heute geschrieben (siehe auch Bibliographie).

Boro Baski ist verheiratet mit Asha Baski, Lehrerin an einer Schule in Bandel. Das Ehepaar hat zwei Töchter, sie wohnen in Bandel nahe Kalkutta

Sona Murmu

Sona Murmu, Secretary von GASS

Sona Murmu, 1969 in Ghosaldanga geboren, machte als erster Schüler seines Dorfes den Schulabschluss (10. Klasse). Er besuchte das Internat von Bergram in der Nähe von Ghosaldanga und kehrte nach Schulabschluss in sein Dorf zurück. Später, bereits während seines Engagements in der Dorfarbeit, besuchte er das College in Bolpur, musste aber wegen verschiedener Krankheiten seine Studien zeitweise unterbrechen, machte dann aber ein "Advanced Diploma" in Santali von der Visva-Bharati-Universität in Santiniketan und ein B.A. der Netaji Open University in Bengalisch.

Sona Murmu begann als "Mann der ersten Stunde" Mitte der 1980er Jahre mit Martin Kämpchen in Ghosaldanga die "Dorfarbeit" aufzubauen, dies in kleinen Schritten und zunächst nicht ohne Widerstand in Familie und Dorfbevölkerung. Als erstes baute er eine Abendschule auf, in der er die jüngeren Schulkinder bei ihren Hausaufgaben betreute. Problem war, dass die Kinder nach ein oder zwei Jahren die staatliche Grundschule verließen, weil sie dem Unterricht nicht folgen konnten. Da die Kinder zu Hause Santali sprechen, waren sie in der Schule mit Bengalisch als Unterrichtssprache überfordert.

Nach Einrichtung und Ausbau der Abendschule in Ghosaldanga motivierte Sona die Dorfbewohner zu weiteren Selbsthilfeprojekten. Dazu gehörten über mehrere Jahre das Anpflanzen von Bäumen sowie die Bereitstellung medizinischer Hilfe. In wöchentlichen Versammlungen beteiligte er die gesamte Dorfgemeinschaft.

Seit 1989 der Ghosaldanga Adibasi Seva Sangha (GASS) gegründet wurde, ist Sona Murmu dessen Leiter (Secretary). Nach Gründung des Ghosaldanga Bishnubati Adibasi Trust (GBAT) in 2002 ist er dort Mitglied des "Board of Trustees". Sona ist außerdem Mitglied sämtlicher Komitees zur Organisation der Dorfarbeit, wie Finance Committee, Council und Managing Committee von Ghosaldanga.

Nach wie vor ist die Dorfentwicklung in Ghosaldanga ein Schwerpunkt der Arbeit von Sona Murmu. Heute hat er weitere Aufgaben. Er beaufsichtigt die Wohnheime für Mädchen und Jungen sowie den biologischen Garten, beides Einrichtungen auf dem Campus von RSV. Er ist für die Gehälter der Mitarbeiter und für die Vergabe von Stipendien an Schülerinnen und Schüler verantwortlich, er hat die Aufsicht über die Immobilien und beweglichen Güter des Sangha.

Oft übernimmt er Sonderaufgaben, wie zum Beispiel die Betreuung von Gästen, aus Indien und aus dem Ausland. Mit Santal-Kulturteams ist er viel in Indien gereist, um Santal-Kultur vorzustellen. Mit dem Ghosaldanga-Bishnubati-Team hat er dreimal Deutschland besucht, um auch hier Santal-Dorfkultur vorzustellen.

Sona Murmu ist mit Leena Murmu verheiratet, die als medizinische Helferin jahrelang in Ghosaldanga und Bishnubati wirkte. Inzwischen ist Leena bei der Regierung von West-Bengalen in Rampurhat angestellt. Das Ehepaar wohnt in einem Haus an der Straße zwischen Ghosaldanga und Santiniketan.

Gokul Hansda

Gokul Hansda, President of GBAT

Gokul Hansda ist ein Santal aus Dansara, einem Dorf in der Nähe von Santiniketan. Er studierte an der Visva-Bharati-Universität in Santiniketan Sozialarbeit, was er mit dem "Master of Social Work" abschloss.

Während seines Studiums lernte er durch seinen Kommilitonen Boro Baski Ghosaldanga und Bishnubati kennen und begann schon als Student, sich für die Arbeit in den beiden Dörfern zu engagieren. Unmittelbar nach dem Studium begann er mit Boro Baski vollberuflich in den beiden Dörfern zu arbeiten. Mit Boro Baski gründete er den Rolf Schoembs Vidyashram (RSV), eine private Schule für Santalkinder in den umliegenden Santaldörfern. Bis 2010 war Gokul Hansda erster Leiter (Principal) dieser Schule.

Nach Gründung des Ghosaldanga Bishnubati Adibasi Trust (GBAT) 2003 wurde er dessen Vorsitzender (President) und ist es bis heute. Im Jahr 2010 trat er in den Staatsdienst als Grundschullehrer ein. Er ist weiterhin Mitglied der Komitees (Finance Committee und Council) und nimmt an den Programmen der Dorforganisationen aktiv teil.

Gokul Hansda engagiert sich besonders für die Pflege der musischen Santal-Traditionen, nämlich Musik, Tanz und Theater. Er hat eine eigene Theatergruppe gegründet, in der auch Jungen und Mädchen von Ghosaldanga und Bishnubati mitwirken. Hierbei wird er unterstützt von seiner Frau Deepali, die im Theaterspiel schon mehrfach Preise erhalten hat. Gokul Hansda hat mit Santal-Kulturteams bereits viermal Europa besucht, wobei er sich besonders als Tänzer und Sänger hervorgetan hat.

Gokul Hansda wohnt mit seiner Frau und Tochter in Santiniketan.

Snehadri Chakraborti

Snehadri Chakraborti, überwacht Finanzen

Snehadri Chakraborti stammt aus einer Hindu-Familie in Kalkutta. Er studierte Ingenieurwesen und ist heute Civil-Engineer der Visva-Bharati-Universität in Santiniketan. Seit vielen Jahren arbeitet er ehrenamtlich in den Selbsthilfeorganisationen der beiden Santaldörfer mit. Er führt die finanzielle Aufsicht über die Ausgaben der Vereine GBAT, GASS, BAMS und bereitet die Abrechnungen für die Regierung vor. Er ist Mitglied wichtiger Gremien, so des Ghosaldanga Bishnubati Adibasi Trust (GBAT), des Council und des Finance Committee.

Als Bauingenieur kümmert sich Snehadri Chakraborti außerdem um die Planung neuer Bauvorhaben, deren Ausführung und finanzielle Abwicklung, sowie auch um die Instandhaltung aller Gebäude. Dabei unentbehrlich sind seine Kenntnisse und Erfahrungen zur Beantragung und Genehmigung von Bauten bei Regierungsstellen sowie bei anderen bürokratischen Kontakten mit der Regierung.

Zweimal hat er auch die Interessen der Dorfarbeit auf Reisen nach Deutschland,  Österreich und England vertreten. Außerdem hat er Kulturteams der Santals auf vielen Reisen durch Indien begleitet.

Snehadri Chakraborti wohnt mit seiner Frau, einer Lehrerin, und den beiden Töchtern im eigenen Haus in Santiniketan.

Monotosh Das

Monotosh Das

Monotosh Das, ein Hindu aus der Stadt Bolpur, ging nach Verlassen der Schule nach der 11. Klasse zur Ramakrishna Mission in Narendrapur bei Kalkutta, wo er ein Jahr als Elektriker ausgebildet wurde.

Bald danach wurde er von dem Ghosaldanga Adibasi Seva Sangha (GASS) angestellt und verrichtete in Ghosaldanga, Bishnubati und in RSV wertvolle handwerkliche Dienste. Seine praktischen Fähigkeiten kommen den Organisationen bis heute zugute.

Als in RSV der biologische Garten eingerichtet wurde, arbeitete er von Anfang verantwortlich mit. Inzwischen leitet er die Gartenarbeit und ist auch für die Vermarktung der Produkte des Gartens verantwortlich.

Als gelernter Elektriker kümmert er sich um die elektrischen Netzwerke, insbesondere auch um die Funktionsfähigkeit der Photovoltaik-Anlagen.

Monotosh Das wohnt mit seiner Frau und Sohn in Bhubandanga, Bolpur.