Santal-Kultur

Die Menschen in den Dörfern Ghosaldanga und Bishnubati gehören dem Stamm der Santal an, einem der größten Stämme der "Adivasi"- wie in Indien die Ureinwohner genannt werden. Der Hinduismus siedelt die Adivasi unterhalb des Kastensystems an.

Stammesgesellschaft der Santal
Die Santal leben im Nordosten Indiens, vor allem in den Bundesstaaten Jharkhand, Bihar, Orissa, West-Bengalen und Assam. Bei der Volkszählung im Jahr 1991 wurden 5,2 Millionen Santal gezählt. Ökonomisch gehören sie zu den ärmsten Gemeinschaften Indiens. Außerhalb Indiens siedeln die Santal auch in Bangladesh, Nepal und Bhutan.

Früher waren die Santal Jäger und Sammler in den Bergen und Wäldern. Heute lebt die Mehrzahl in eigenen Dörfern, meist als Bauern und Landarbeiter. Viele sind Tagelöhner und arbeiten auf Baustellen, in Fabriken und Ziegeleien.

Seit Jahrhunderten leben die Santal in eigenen Dörfern in der Nachbarschaft zu anderen Gemeinschaften, bewahren dabei zu diesen aber kulturelle und soziale Distanz. Sie haben ihre eigene Naturreligion, eine alte und reiche Sprache und Kultur.

Sprache Santali, keine eigene Schrift
Die Sprache der Santal, das Santali, gehört der austroasiatischen Sprachfamilie an und  ist eine der ältesten Sprachen Indiens. Sie wurde inzwischen in den offiziellen Sprachenkatalog der Regierung aufgenommen. Viele Santal wachsen mittlerweile bilingual auf, sie sprechen weiterhin ihre Muttersprache, daneben auch die Sprache ihres jeweiligen Bundesstaates.

Tradition von Musik, Tanz und Theater
Ohne eigene Schrift verfügen die Santal über eine mündliche Tradition ohne niedergeschriebene Texte. Sie besitzen jedoch eine reiche Tradition an Musik, Tanz, Liedern und Theaterstücken. Diese spielen eine wichtige Rolle, um ihre Kultur zu erhalten und weiter zu vermitteln. Die Santal sind zudem große Geschichtenerzähler.

Geschlossenes Gesellschaftssystem
Die Santal haben ein in sich geschlossenes, klar strukturiertes Gesellschaftssystem. Sie sind in zwölf Clans eingeteilt und befolgen komplexe soziale Regeln. Heiraten sind nur zwischen Angehörige verschiedener Clans möglich. Heirat eines Nicht-Santal ist nicht erlaubt und hätte den Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge.

Ausführlichere Informationen enthält die Diplomarbeit von Kathrin Klein aus dem Jahr 2006 im Kapitel 2.8 "Die Santals - eine indische Stammesgesellschaft".